Durch das Stadttor hindurch geht’s heute auf eine der kürzesten Tagesetappen mit knapp über 16 Kilometer. Das hat unterkunftstechnische Ursachen, über die ich schon erzählt habe.

Die Brücke über Le Gave d’Oloron stammt aus dem 13. Jahrhundert und hat seitdem nur ihren Turm eingebüßt. Linkerhand steht noch eine ehemalige Mühle.

Durch ein paar Miniortschaften mit zumeist schönen Häusern kommen wir rasch voran.

Dazwischen liegen Felder und kleine Wälder.

Die treuesten Wandergefährten gehören auch einmal ins Bild geholt:

Nach einer Bachüberquerung…

…gibt’s wieder eine Orientierungshilfe.

Während wir wieder durch einen kleinen Wald wandern, fällt mir ein Schild auf: „Palombière“ steht darauf und dass man achtsam sein soll. Ich befragte meine mitwandernde Dolmetscherin für eh fast alles, doch diesmal musste sie passen und ich zog Dr. Google zu Rate. Dieser erklärte mir, Palombière ist so etwas wie eine Jagdhütte für Ringeltauben. Die Tauben werden insbesondere in dieser Südfranzösischen Region gejagt, wenn sie von/zu ihren Winterquartieren unterwegs sind. 800.000 müssen jedes Jahr daran glauben. Manchmal werden die Tauben auch mit Netzen gefangen und zwar mit zwei waagrecht übereinander. Auf das untere Netz bindet man einen Lockvogel an. Kommen die anderen Tauben hinzu, fällt von oben das zweite Netz herab.

Diese Jagdform hat große Tradition und hat mehr gesellschaftlichen Charakter in der Männerwelt. Gemeinsames Essen und Trinken sind dabei wichtig. Die gefangenen Tauben werden zu traditionellen Gerichten verarbeitet (Salmis de palombes). Dabei werden die Tauben im Ofen gebraten. Das Besondere des Gerichts ist die Sauce. Die Innereien der Taube werden mit Gemüse wie Karotten und Zwiebeln in Gänsefett angebraten, mit Rotwein aufgegossen und langsam gekocht. Die gebratenen Tauben werden mit dieser Sauce begossen und vor dem Servieren mit Armagnac flambiert.

Manche Bewohner der Gegend sind ganz schön findig, wenn es darum geht, Quartiere für Pilger zur Verfügung zu stellen, insbesondere, wo sie hier Mangelware sind, da gleich drei französische Jakobs-Hauptwege in Saint-Jean-Pied-de-Port einmünden. Untenstehendes Bild zeigt drei Betten und einen Stehtisch in einer Art Bauwagen. WC ist ein Plumpsklo in der Nähe und waschen kann man sich am Bach. Es gibt daneben noch einen Tisch mit Sesseln unter einer Zeltplane.

Wir haben ein bisschen mehr Komfort bei unseren heutigen Herbergsgebern, einem baskischen Ehepaar, dass zwei Betten in einem ehemaligen Kinderzimmer eingerichtet hat. Sogar die Kinderbücher stehen noch zur freien Lektüre im Kasten. Apropos Basken: Wir erfahren, dass bis vor zirka 15 – 20 Jahren baskisch zu sprechen in Frankreich verboten war. Seitdem ist es wieder erlaubt. Das erklärt auch, warum der zirka 60-jährige Mann fast kein Baskisch mehr versteht, zum Unterschied von seinem Vater.

Warum nur erinnert mich das wieder einmal an Niederösterreichs Freiheitliche, die auch an den Schulen, in den Pausen nur mehr Deutsch als Sprache zulassen wollten? Wie schon oft in der Geschichte zeigt sich immer wieder, verbietet man eine Sprache, gerät über zwei Generationen hinweg die jeweiligen Traditionen und Kulturen immer mehr in Vergessenheit.

Das Positive des Tages: Wir haben zu zweit ein größeres Zimmer als drei Leute in obigem Bauwagen.

1 Kommentar

  1. Hallo ihr Beiden!
    Schön dass Ihr Euch auch mal ein bisschen Ruhe gönnt und weniger Kilometer macht.
    Der aktuelle Ort sieht sehr nett aus.

    Das mit den Tauben …. finde ich arg, obwohl ich diese Viecher gar nicht mag.

    Ich bin ja dzt. In Bayern, aber morgen geht’s schon wieder zurück, aber nicht nach Hause, sondern in die Nähe Eurer Heimat.
    Ich fahre bis Montag nach Gr. Gerungs „auf Besuch“.

    Lasst es Euch ein wenig gut gehen.
    LG Elfi M.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein