Wir starten um sieben Uhr, queren die Altstadt in Richtung Bahnhof um mit dem Flixbus nach Bologna zu fahren. Alles klappt, wir kommen nur 25 Minuten nach Plan in Bologna an, weil es sehr viele Staus gibt. Außerdem ist die Autobahn zwischen Siena und Florenz (Zwischenstopp) mehr als abbruchreif. Dafür auch noch Maut zu kassieren ist sehr verwegen.

Wir beziehen das Hotel, lassen uns Lokale und Sonstiges anhand des Stadtplanes erklären und wenig später kann es losgehen mit dem Sightseeing. Die Stadt gehört bereits zur Region Emilia-Romagna am Rande der Po-Ebene zum Apennin.

Wir beschließen zuerst eine Kleinigkeit zu Essen. Was wäre typischer als Tagliatelle Rague Bolognese zu essen bei den Erfindern der Sauce Bolognese. Die Spaghetti, die bei uns so beliebt sind, sollen aus Amerika wieder zu uns gekommen sein, in Italien werden sie weniger verwendet.

Der Jahrzehnte dauernde Streit mit den Chinesen, wer die Pasta eigentlich erfunden hat, wurde vor einiger Zeit zugunsten der Chinesen entschieden. Bei einer Ausgrabung fand man Teigwaren, die vor 4.000 v. Chr. produziert wurden.

Im Lokal kam die Kellnerin um unsere Bestellung entgegen zu nehmen. Ich bestellte für uns die Tagliatelle und ein Bier. Sie sagt: „Danke schön,“ und schaut mich weiterhin an. Ich reiche ihr die Karten und sie sagt auf Englisch: „I didn´t understand anything,“ und schaut dabei die beste Ehefrau von allen an, die nur verständnisvoll nickt. Keine Ahnung, warum die beiden sich sofort solidarisieren. Offensichtlich hat sie nicht auf Deutsch „Danke schön,“ gesagt, sondern irgend etwas in Italienisch. Also noch ein Versuch, diesmal mit zeigen auf der Karte und da klappt es.

Bologna hat verschiedene Beinamen. Früher wurde sie auch Klein-Venedig genannt, weil die Stadt von vielen befahrbaren Kanälen und Bächen durchzogen war. Diese sind heute alle unter die Straßen verlegt, nur den Canale delle Moline gibt es noch.

Wir schlendern ins Stadtzentrum zur Piazza Maggiore. Sofort fallen uns die vielen Arkadengänge auf, für die Bologna berühmt ist. Keine andere Stadt der Welt hat so viele. 48 Kilometer sind es insgesamt und ein Teil davon steht auch unter UNESCO-Welterbeschutz. Wie kam es nun dazu, dass ausgerechnet hier so viele davon bestehen?

Nun, Bologna ist auch die erste Universitätsstadt der westlichen Welt. Bereits 1088 wurde sie gegründet und hat damit viele Professoren und vor allem auch Studenten angelockt. Die Wohnungsnot war groß und so baute man Holzvorbauten im Obergeschoß der Häuser, die auf den öffentlichen Grund ragten und mit Holzsäulen am Boden abgestützt wurden. Das war auch damals schon illegal, aber man erkannte rasch, dass es eine Win-Win-Situation war, wenn man das legalisierte, denn viele Handwerker und Händler ließen sich unter den Arkaden nieder. Das belebte das Geschäft und somit den Reichtum der Stadt, die von den Abgaben lebten.

Irgendwann wurde dann verordnet, dass die Holzsäulen durch Steinsäulen getauscht werden sollten, doch das wurde zumeist ignoriert. Bereits im 13. Jahrhundert wurde dann in der Bauordnung festgehalten, dass bei Neubauten eben Arkadengänge einzuplanen sind. Das wurde auch weitestgehend bis ins 20. Jahrhundert befolgt. Darum kommt man zu der unfassbaren Länge von 48 Kilometern.

Wir kommen bald zum Piazza Nettuno.

Dort finden wir ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, den Neptunbrunnen. Da die Firma Maserati hier gegründet wurde (die Produktion befindet dich heute in Modena), wurde der Dreizack als Logo für das Firmenwappen verwendet.

Der Palazzo Communale nimmt eine Seite des Piazza Maggiore ein und beherbergt das Rathaus.

Wir wenden uns der fünftgrößten Kirche der Welt zu, der Basilika San Petronio mit zirka 258.000 m³ umbautem Raum. San Petronio war bis 450 n. Chr. Bischof von Bologna und wollte die Kirche als Nachbildung der Grabeskirche in Jerusalem erbauen.

Im Jahr 2002 plante eine Al Quaida-Zelle mit fünf Mann einen Terroranschlag auf diese Kirche, die sie in die Luft sprengen wollten. Der Anschlagsplan wurde rechtzeitig entdeckt und vereitelt.

Kommen wir nun zu den Geschlechtertürmen, die ein weiteres Wahrzeichen der Stadt sind. Zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert soll es um die 180 solcher Türme gegeben haben, von denen heute nur mehr ein paar stehen. Jedes Adelsgeschlecht, das etwas auf sich hielt, ließ sich neben ihrem Palazzo einen oder mehrere Türme bauen. Sie dienten als Wachttürme und vor allem als Protz. In 5 bis 10 Meter Höhe gab es dann Holzbalkone und Querverbindungen zu befreundeten Familien. Eingänge auf Bodenniveau gab es nicht.

Obenstehend seht ihr die zwei dominierenden Türme aus der Zeit, die noch erhalten sind. „Noch“ deshalb, weil sie schon sehr schief dastehen. Der kleinere Turm wurde schon in der Höhe reduziert und hat trotzdem noch einen Überhang von mehr als drei Metern. Man versucht nun mit Maßnahmen wie beim Turm von Pisa, diese Wahrzeichen zu erhalten. Derzeit sind Baumaßnahmen im Gange und das Gebiet ist abgesperrt.

Diese Tafel setzt sich ebenso lange hinter dem Fotografen in der anderen Richtung fort. Es soll heute ein Benefitzessen geben, bei dem der Erlös an einen Verein, der sich für Kinder mit Essstörungen einsetzt, geht.

Ein paar Stunden später sieht es so aus.

Wir kommen nun zur Basilika Santo Stefano. Das ist ein Komplex, der aus sieben Kirchen besteht, die miteinander durch Innenhöfe und Gänge verbunden sind. Im Wesentlichen entstand der Komplex im 12. Jahrhundert.

Mit der verschachtelten Bauweise ist die Zählung mit sieben Kirchen für mich nur schwer nachzuvollziehen, aber was solls. Sieben ist eine heilige Zahl.

Aber genug davon. Jetzt geht´s wieder ins hier und jetzt und heute, in ein Grätzel, in dem Marktbetrieb herrscht.

Wer von euch kennt den Song von der Österreichischen Rockband Wanda, „Bologna“, indem es um die Tante Ceccarelli geht, die in Bologna Amore gemacht hat?

Nun, wir haben weder Kosten, noch vor allem Mühen gespart und den Laden der Tante ausfindig gemacht.

Gut, vorläufig genug für heute. Wir möchten auch noch Abendessen gehen und uns nochmals im Zentrum umschauen.

Das Positive des Tages: Der Trip nach Bologna hat sich gelohnt.

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