Es geht los. Mit der AUA fliegen wir pünktlich nach Florenz. Mein Rucksack ist zwar zu groß, aber kein Problem. Vor der Landung macht uns der Kapitän noch darauf aufmerksam, dass die Landepiste nur 1.500 m hat und er daher schärfer bremsen wird. Ob das als vertrauensbildende Maßnahme gedacht ist?
Er setzt das Vorhaben auch in die Tat um, so dass es uns in die Gurte presst, aber er schafft es kurz vor dem Ende der Landebahn soweit an Geschwindigkeit zu verlieren, dass er noch einen problemlosen U-Turn hinlegen kann.
Mit der Straßenbahn, die alle 6 Minuten fährt kommen wir ins Zentrum und zu unserer Unterkunft. Gleich anschließend geht es zum Bahnhof, weil wir uns wegen der morgigen Zugtickets erkunden wollen. Ungefähr 60 Personen warten vor uns auf eine Auskunft. Uns reichts und wir versuchen uns an den Selbstbedienungsautomaten. Trotz unterschiedlicher Meinungen über die Gerätebedienung schaffen wir es und bekommen letztendlich unsere Tickets.
Jetzt zum Arno und da steht sie die berühmte Ponte Vecchio. Sogar Hitler soll sie so beeindruckt haben, dass er sie per Befehl vor der Vernichtung bewahrt hat.

Mittlerweile hat es zu regnen begonnen, was nicht gerade zur Euphorie beiträgt. Bei unserem letzten Besuch vor ewigen Zeiten kam uns die Brücke viel schöner vor als heute.

Egal. Wir kämpfen uns durch die Touristenmassen zur Piazza della Signoria, wo der Palazzo Vecchio beeindruckt. Leider nimmt der Regen zu und die wenigen Unterstellplätze sind rar.

Neben etlichen anderen Figuren steht auf dem Platz der David vom Angelo Michel, besser bekannt unter dem Namen Michelangelo. Es ist auch nicht die Originalstatue, sondern eine Kopie. Im Arnolfo-Turm befand sich einst das Gefängnis, in dem berühmte Persönlichkeiten wie „il vecchio“ (der Alte) – so wurde Cosimo de Medici genannt – eingesperrt waren.
Apropos Medici: Es gibt zahlreiche Geistergeschichten im Zusammenhang mit der Familie Medici, die Florenz jahrhundertelang regierte. Einige Leute behaupten, die Geister von Mitgliedern der Medici-Familie gesehen zu haben, die durch die Straßen von Florenz streiften. Wir haben auch einen davon gesehen:

Einmal ums Eck herum und wir flüchten in ein Lokal um eine Kleinigkeit zu essen. Ich bestelle mir einen Cäsar-salad. Geliefert wird mir etwas, mit dem Brutus den Cäsar auch erledigen hätte können, nur unblutiger. Wenigstens das Bier war gut.
Der Regen hat mittlerweile nachgelassen und so wagen wir uns wieder zum Sightseeing. Wir finden die 1784 errichtete Markthalle. Außen herum befinden sich jede Menge Ledergeschäfte, innen herrscht im Erdgeschoß Lebensmittelmarktbetrieb.

Im Obergeschoß gibt es Restaurants, bei denen bei der Speisenzubereitung zugeschaut werden kann, aus verschiedenen Töpfen und Vitrinen gustiert wird und dann an Heurigensitzgarnituren die gewählten Speisen verzehrt werden können. Ich bin frustriert. Wären wir früher hier aufgetaucht, wäre mir der Cäsar erspart geblieben.

Die Basilika Lorenzo lassen wir links liegen und bewundern nur die Skulpturen davor. Der Eintritt von 9 Euro scheint uns nicht gerade angemessen.


Weiter geht es zum Duomo di Santa Maria del Flore. Menschenmassen in Zweierreihen sind angestellt um in die Kirche zu kommen. Das ist nichts für uns. Ums Eck herum soll es einen Eingang geben für Leute, die zum Gebet und nicht nur das Innenleben des Doms bewundern wollen.

Auch dort steht eine Endlosschlange in Zweierreihe an. In der Nähe gibt es aber den Ausgang aus dem Dom, wo die Gläubigen bzw. Touristen diesen wieder verlassen. Tor ist Tor und wenn man unauffällig verkehrt die Stufen zum Ausgang hochgeht, kann man sich durch diese Tür, vorbei an den Rausströmenden in den Dom hineinquetschen. Machen wir auch. Drinnen ist zwar eine Absperrung, die den Besucherstrom leitet, doch der Überblick auf den Innenraum ist gegeben. Enttäuschend. Wir sind froh, dass wir uns nicht stundenlang angestellt haben.
Mit einem Namen ist Florenz immer verbunden: Dante Alleghieri. Dantes Liebe zu Beatrice soll ihn zu seinem epischen Gedicht inspiriert haben – „Die göttliche Komödie“.

Natürlich ist Dante auch ein Museum gewidmet, angeblich das kleinste Museum der Welt. Apropos angeblich: Es wird auch behauptet, dass Florenz Straßenpflasterpionier sei und als erste Stadt Europas 1339 seine Straßen zu pflastern begann. Das steht aber deutlich im Widerspruch zu Wien, wo auf der Freyung eine Pflasterung aus dem Jahre 1200 zu besichtigen ist. Siehe meinen ehemaligen Beitrag:
Hartes Pflaster | Walter Schattauer
Wir besuchen die Lederschule in den Klosterräumen von Santa Groce.

Hier werden Handtaschen, Schmuckschatullen, Jacken, mit und ohne Prägungen hergestellt und verkauft.


Ums Eck herum ist der Eingang ins eigentliche Kloster Santa Groce, einer riesigen Hallenkirche, der Hauptkirche der Franziskaner in Florenz. Hier zahlen wir den Eintritt und werden auch belohnt.

Man hat freien Blick auf den bunt bemalten hölzernen Dachstuhl.




Wir betreten durch ein (offensichtlich mir zu Ehren) benanntes Tor den Innenhof des Klosters.

Das heutige Titelbild zeigt den Innenhof.
Langsam werden wir müde und beschließen zu unserer Unterkunft zurück zu gehen. Morgen ist auch noch ein Tag. Ein Blick hinüber zur Kuppel der Basilika zeigt die goldene Kugel, die auf der Kuppel von Brunelleschi sitzt. Diese fiel am 27.Jänner 1601 auf den Platz daneben, woran eine weiße Marmorplatte erinnert. Selbstverständlich gehen wir nicht mehr zurück, um die Platte zu suchen.

Nachdem es nicht mehr regnet, wandern wir nochmal zur Ponte Vecchio.

Der Eindruck von vor ein paar Stunden, hat sich nicht verändert. Nur die Schirme fehlen.

In einer kleinen Seitenstraße entdecken wir ein nettes Restaurant, das uns für das Mittagessen entschädigt. Auf der Straße finden wir eine kleine Öffnung an einer Hauswand, ein sogenanntes Weinfensterchen.

Diese kleinen Fensterchen in Form einer kleinen Tür (unten beim Gitter) wurden zum Einfüllen von Wein verwendet, den die wohlhabenden Familien von Florenz dank ihrer eigenen Weinberge produzierten. Heute wird das obere Türchen benutzt um „Wein über die Gasse“ zu verkaufen. Man klopft an. Innen (aus dem Restaurant) wird geöffnet, man bestellt, bezahlt und erhält das Gewünschte. Und das Geschäft floriert.
Das Positive des Tages: Happy wife – happy life.

Ich freue mich euch begleiten zu können. Wünsche euch viel Kraft und Gesundheit. Lg Wolfgang
Lieber Walter, liebe Elfi!
Jetzt weiß ich, was mir gefehlt hat. Deine humorvollen Schilderungen und die super Fotos. Schön, dass ich Euch wieder begleiten darf. Elfi hat kurze Haare. Passt ihr sehr gut, finde ich.
Ich wünsche Euch weiterhin eine tolle, wenn auch doch im Verhältnis zu den vorigen Strapazen (Jacobsweg) leichte Reise. LG Elfi M.
Liebe Elfi, Lieber Walter!
Ich wünsche auch schönes Wetter und erneut Eure legendäre Ausdauer.
Danke, dass ich Euch wieder per Walters Literatur begleiten darf.
Alles Gute
Günther
Fai buon viaggio