Das Frühstück nehmen wir mit anderen Wanderern ein, die offensichtlich vom Regen erwischt wurden. Wanderhosen und Schuhe waren vollkommen verdreckt. Es hat auch gestern vom späteren Nachmittag an, fast die ganze Nacht durch geregnet. Da hatten wir Glück, dass wir rechtzeitig ankamen. Heute sollten wir auch nichts Großes abbekommen, hoffen wir zumindest.

Der Start straft meine These Lügen. Es pieselt. Wir lassen uns nicht beirren und starten mit der Komoot-App. Irgendetwas scheint aber da nicht zu stimmen. Nach drei Gärten und zwei Terrassen stehen wir vor einem völlig verwilderten „war-vielleicht-einmal-Weg“. Das kann nicht wahr sein. Kommando retour und auf der Straße die nächsten Kilometer zurückgelegt, bis wir wieder auf der Komoot-Route sind. Wahrscheinlich haben sich die Anrainer gewehrt, dass die Pilger durch ihre Gärten und über ihre Terrassen latschen und haben deshalb den Weg verwildern lassen.

Noch ein Blick zurück auf Caprese Michelangelo. Heute wollen wir bis nach Sansepolcro kommen. Das wären ein bisschen mehr als 25 Kilometer, was ja Schnitt auf dem Jakobsweg war. Wir hoffen, dass uns keine Gatschpartie erwartet, was nach den Regenfällen leicht möglich ist.

Die Wege sind aber gut geschottert und kein Problem, außer es geht steiler bergauf oder bergab.

Da hat das Wasser sich seine Bahn gesucht und teilweise große Pfützen hinterlassen, die kunstvoll überwunden werden müssen.

Die heutige Tour führt großteils durch ein Macchia-Gebiet (Sträucher und kleinwüchsige Bäume), das wie es scheint, vor einigen Jahren einem Waldbrand ausgesetzt war. Die Bäume sind alle bis zirka 4 Meter angekohlt, gedeihen aber trotzdem.

Nach kräfteraubendem Bergauf, geht es wieder abwärts. Wird auch Zeit, denn die Kondition lässt schon zu wünschen übrig. Wir kommen zum Lago di Montedoglio, einem Stausee. Wir überqueren ihn und marschieren zuerst auf einer Straße, dann auf ausgewaschenen Schotterwegen den See entlang.

Nach der Staustufe gibt es laufend Warnhinweise betreffend einer möglich Springflut, falls das Wasser einmal zu schnell abgelassen werden muss. Schön langsam hätten wir gar nichts dagegen, ein wenig abgekühlt zu werden, denn mittlerweile brennt die Sonne herab.

Einen natürlichen Mähroboter sehen wir auch. Er gibt sich selbst laufend Aufforderungen, sein Tagewerk zu vollbringen: „Mäh, mäh.“

Glücklicherweise ziehen wieder ein paar Wolken durch, aber es gibt keine Regengefahr. Ab morgen sollen wir überhaupt ohne drohender Gewitter auskommen.

An einigen Fischteichen vorbei geht es zum Ziel: Sansepolcro.

Nach der Dusche und einer kurzen Rast erkunden wir das Städtchen. Auffallend sind die mittelalterlichen Wohntürme.


Vorgestern, gestern und auch heute begegnet uns der Name Alcide de Gaspari an irgendwelchen Gedenktafeln. Sagt euch nichts? Er war Abgeordneter im Österreichischen Parlament in der K&K-Zeit und danach italienischer Ministerpräsident. Für mich auch nur interessant, weil er im gleichen Haus wie wir, in der Faßziehergasse 7 gewohnt hat, während seiner Jahre in Wien. Natürlich gibt es auch da eine Gedenktafel. Leider weiß ich nicht in welcher Wohnung er logierte. 1:10, dass es unsere war.

Ein Abendessen um 17.00 lässt sich auch hier nur in Fast Food Läden ermöglichen. Das wollen wir natürlich nicht. Sonst wird frühestens um 19.30 aufgesperrt, außer einem chinesischen Lokal, das um 18.30 öffnet. Also nehmen wir das. Es war nicht die beste, aber auch nicht die schlechteste Wahl.

Auch die Kunst kommt in dem Städtchen nicht zu kurz.

Es gibt auch noch kuriose Reste der Stadtmauer zu bewundern:

Das Positive des Tages: Wir hatten heute immer das richtige Wetter und zuletzt auch noch genügend Kondition.