Nach dem Frühstück wollen wir starten, doch der Herbergsinhaber ist der Ansicht, dass wir vielleicht doch besser bezahlen sollten. Die beste Ehefrau von allen ist vorerst nicht davon überzeugt, weil sie meinte, sie habe das schon bei der Reservierung erledigt. War aber nicht so. Nun gut, wir bezahlen und starten. Ungefähr 26 km sollen es heute sein. Drei Berge liegen vor unserem Ziel Gubbio mit mehr oder weniger steilen Steigungen.

Zuerst geht es zu einer Schuhwaschanlage. Wir benutzen sie aber nicht.

Die Landschaft und die Wegbedingungen ändern sich auch heute nicht. Straßenbelag oder Schotterstraße, mäßig bis steil bergauf oder bergab.

Die Landschaft ist entweder Macchia oder im geringen Ausmaß Felder oder Olivenbäume und noch weniger Kuhweiden.

Sehr, sehr spärlich ist die Gegend bewohnt. Dort wo es Häuser gibt, ist die Hälfte nicht bewohnt, sind verlassen und rotten vor sich hin.

Die Wegebeschilderung ist seit gestern mehr als ausreichend. Lediglich mit der Entfernung bis zum Ziel hapert die Angabe im Vergleich zur GPS-Messung. Immer wieder treffen wir auf andere Wanderer/Pilger, aber mehr als ein freundlicher Gruß ist nicht angesagt. Jeder ist mehr oder weniger mit sich selbst beschäftigt, sein Ziel zu erreichen.

Langsam wird es auch für uns Zeit ans Ziel zu kommen. Nicht ein einziges Lokal haben wir bisher entdeckt und so marschieren wir weiter und weiter und decken unseren Flüssigkeitsbedarf durch das immer wärmer werdende Wasser, das wir mit uns tragen.

Der Geselle lacht sich offenbar schief (ROFL), als er meiner ansichtig wurde. Er braucht ja nichts schleppen und hat auch eine gefüllte Tränke im Schatten.

Endlich sind wir angekommen. wir müssen nur noch die Unterkunft suchen. Wir finden sie in einem alten Steinhaus im 3.Stock.

Die ganze Stadt ist mit mittelalterlichen Fahnen geschmückt und das schaut wunderbar aus auf den Fronten der grauen Steinhäuser.
Die Google-Recherche ergab, dass es zwei Festlichkeiten in den letzten Tagen gab. Am 15. Mai das Festa dei cieri und gestern ein Jugendfolklorefestival. Deswegen gibt es heute auch noch jede Menge junger Leute in den Gassen.

Das Festa dei cieri ist ein Wettlauf zu Ehren von drei Heiligen, welche die Stadt Gubbio im Krieg gegen andere Städte unterstützten. 400 kg schwere Kerzenstatuen mit einem Heiligen an der Spitze werden quer durch die Stadt zu einem benachbarten Hügel im Laufen getragen. Der Sieger steht von Anfang an fest.

Es ist natürlich der Stadtheilige Ubaldo.
La Festa dei Ceri Mezzani 2025 – YouTube

So schaut der Platz heute aus und so am 15. Mai:

Wir gehen trotzdem Essen in ein typisches Umbrisches Lokal. Natürlich gibt es nur Speisen mit Trüffel. Sie sind hervorragend.

Stufen gibt es jede Menge, denn die Stadt ist an einen Hang gebaut. Ältere Menschen haben es hier schwer. Wer einen Rollator braucht, hat keine Chance sich vorwärts zu bewegen.

Morgen werden wir erst später weggehen, denn erstens ist unsere Wegstrecke kurz (und darüber hinaus noch nicht ganz sicher, ob wir die richtige Adresse der Unterkunft finden, weil sich die im Nirgendwo befindet), und zweitens wollen wir unbedingt mit der Funivia Colle Eletto fahren, einer Seilbahn, die so sonst nirgends in der EU bewilligt werden würde.

Mehr davon aber morgen. Für heute sagen wir: „Gute Nacht“.
Das Positive des Tages: Wir haben die längsten und steilsten Streckenabschnitte unserer diesjährigen Wanderung hinter uns. Dafür werden wir in Assisi eine Kerze anzünden. (Muss ja nicht eine mit 400 kg sein.)